Der Bassbuggie ! Klein, fein, schnell und absolut genial !

Der Transport unseres Lieblings ist ja nicht eben einfach. Man erwähnt es nicht gerne, aber die Schlepperei kann schon nerven. Der Bassbuggie erleichtert das erheblich. Einfach zu montieren, stabil zu lenken, leicht zu versorgen und das alles zu einem schlichten Preis, das muss ein Wunder sein.
In der Tat hatte sein Erfinder hier einen guten Tag und der Bassbuggie ist ihm so gut gelungen und ist in seiner Konstruktion so simpel einfach, das ich mich immer wieder frage: „Wieso ist das nicht mir eingefallen?“

Die Montage geht blitzschnell:
Die grosse Oese wird über den Stachel gelegt, die Grundplatte kommt mit den Räder nach Aussen auf die Zargenseite der Hülle, die breiten Riemen werden zum Hals hochgezogen und die Ankerplatte wird kurz unter dem Halsansatz eingestellt. Nun den Gummizug um den Hals schwingen und mit der Kugel einhängen. Fertig !
Der Kontrabass lässt sich nun sofort mit einer Hand herumfahren und rollt Dank den weichen Räder selbst über das wirrste Kopfsteinpflaster ohne Mühe. Die Räder haben auch oben einen Schutz, der bei nassem Wetter das aufspritzende Wasser von der Hülle weghält. Gebaut aus stabilem Kunststoff und mit zähen Sicherheitsgurten, lässt sich der Bassbuggie einfach mit Wasser abwaschen und so ganz leicht reinhalten.

Zur Not kann der Bass auch Dank dem Bassbuggie aufrecht stehenbleiben. Zum Beispiel, wenn man mal am Automaten ein Fahrschein lösen will, oder sich von seiner Liebsten innig verabschieden möchte. Trotzdem, als Ständer ist der Bassbuggie nicht gedacht und man sollte in dem Fall immer ein Auge auf den Bass haben.

Wer noch kein Weihnachtsgeschenk für sich oder den geliebten Bassisten hat, der sollte sich den Kauf dieser genialen Erfindung nicht lange überlegen. Der Bassbuggie ist ein treuer Begleiter und Helfer und schont den Rücken. Und für seinen bescheidenen Preis ist er jeden Franken wert.

Bassbuggie nur 195.- Fr
plus 8% Mehrwertsteuer
www.kontrabass.ch

In diesem Sinne, schöne Festtage und bis bald wieder mal……

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Alle Fotos und Texte, G. Pianzola, Bern 2011

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Musikpreis 2011 des Kantons Bern geht an Martin Schütz

Der Bieler Cellist/Bassist Martin Schütz ist ein Unikum. Ein Erneuerer und Erfinder. Ein Vollblutmusiker mit klassischer Ausbildung, der aber gern mal zu Wah Wah Pedal und Marshallamp greift und es so richtig krachen lässt. Martin rief mich in den achziger Jahren mal an und spann eine Idee über eine Verschmelzung von Kontrabass und Cello.
Das war mehr als faszinierend und nach vielen Skizzen und wilden Diskussionen entstand eine grobe Form des Bassocello, das wir seiner Tropfen Form wegen „The Drop“ nannten. Nach einigen Aenderungen und Verbesserungen baute ich in feinstem Tonholz das wirkliche BassoCello, das Martin heute noch spielt.
Das Instrument ist genau wie ein Kontrabass oder Cello nach der alten Handwerkstradition gebaut, hat aber eine eigenwillige und vorallem, transportfreundlichere Form.
Die Decke ist aus feinster Fichte von Hand ausgearbeitet und am Rand mit einem Filet eingelegt. Auch der Rücken aus hochgeflammten Ahorn ist ausgearbeitet und die Zargen sind aus dem passendem Holz gebogen. Einzig in der Mitte des Instrumentes verläuft eine Neuerung, die es beim Streichinstrument so nicht gibt. Das Bassocello verfügt über einen Resonanzbalken, der dem Instrument mehr Sustain verleiht und die Gefahr der Rückkoppelung vermindert. Lackiert ist das BassoCello nach alter Rezeptur und die vielen Jahre täglichen Gebrauches haben dem Lack eine schöne Patina verliehen.

Nun hat der Kanton Bern das Schaffen von Martin Schütz mit dem Musikpreis 2011 gewürdigt. Die kantonale Musikkommission schreibt in Ihrer Pressemitteilung:
Der mit 20’000 Franken dotierte Musikpreis 2011 des Kantons Bern geht an den vielseitigen Bieler Musiker und Komponist Martin Schütz. Die kantonale Musikkommission ehrt damit einen bedeutenden Musiker, der sich seit langem erfolgreich zwischen Kategorien bewegt: als improvisierender Musiker, als gefragter Film- und Theaterkomponist und als Performer in stilistisch übergreifenden Zusammenhängen. Bekannt geworden ist er als Mitglied des Trios Koch-Schütz-Studer, daneben ist sein Schaffen aber in vielen Kontexten und Medien zu hören – auf der Bühne, in Hörbüchern, in Hörspielen oder Filmen. Als undogmatischer, flexibler und anspruchsvoller Komponist und Musiker garantiert er international bekannten Regisseuren, Tanzschaffenden und Autorinnen/Autoren (Christoph Marthaler, Luc Bondy, Anna Huber etc.) jeweils einen spannenden Soundtrack auf der Höhe der Zeit.

Eine treffende Beschreibung dieses einzigartigen Musikers und Komponisten. Ich wünsche mir mehr Musiker wie Martin Schütz. Musiker, die Ihre eigenen Noten spielen und nicht die ihrer vergötterten Vorbilder. Nichts gegen Vorbilder, aber wenn man dabei zum Kopisten verkommt, verliert auch die perfekt gespielte Musik jede Seele.
Martin Schütz spielt Martin Schütz, und das ist erfrischend !
Herzliche Gratulation und viel Erfolg zu Deiner weiteren Karriere !

In diesem Sinne, bis gleich wieder mal……..

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text und Fotos G. Pianzola Bern 1987, 2011 , Auszug aus dem Text der Musikkommssion, zvg

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Innenbefeuchter für Kontrabass

Die kalte Jahreszeit naht und die Heizungen laufen an. Damit sinkt auch die relative Luftfeuchte in den Wohnungen und Musikzimmern rapide ab. Denn die trockene Luft entzieht allen Gegenständen Wasser und dieser Prozess lässt das Holz schrumpfen, oder, wie man es hierzulande auch nennt, schwinden.

Innenbefeuchter für Kontrabass

Der Innenbefeuchter für Kontrabass

Eines der einfachsten Mittel, der Trockenheit und den damit entstehenden Trockenrisse entgegen zu wirken ist ein simpler Innenbefeuchter. Ein einfacher Schlauch mit einem grossen Gummiteller an dem einen Ende kann bequem durch die obere Oeffnung des F-Loches eingeführt werden und verbleibt hier in Schwebelage.
Im Innern diesen Schlauches befindet sich ein Schwamm, der eine grosse Menge an Feuchtigkeit zu speichern vermag. Diese Feuchtigkeit sättigt nun die Luft im Körper des Kontrabasses und verhindert so ein weiteres Austrocknen des Holzes und sein Reissen. Wird der Befeuchter jeden Tag neu bewässert, kann man die Heizperiode schadlos überstehen.
Dabei ist aber unbedingt darauf zu achten, den Schwamm nur feucht zu machen und nicht etwa klatschnass. Es darf kein Wasser in den Bass tropfen, das würde mehr Schaden anrichten als verhindern. Man vergewissere sich unbedingt, dass kein Tropfen aus dem Schlauch fällt, bevor man den Befeuchter in den Bass einführt. Auch sollten die Befeuchter alle paar Jahre mal erneuert werden. Spätestens wenn der Schwamm bröselt oder der Gummi anfängt, braun zu werden ist eine Erneuerung angesagt.

Zu Hause ist ein zusätzlicher Luftbefeuchter sehr empfehlenswert. Einfache Modelle, die das Wasser versieden und damit keimfrei machen sind billig und effektiv. Zudem sind sie ein wirksames Mittel gegen austrocknende Schleimhäute und den damit im Winter weitverbreiteten Erkrankungen der Atemwege. Ein guter Tip ist auch ein Tropfen eines wohlriechenden ätherischen Oeles als Beigabe zum Wasser des Versieders. Das gibt der Atemluft einen angenehmen Hauch eines in vielen Variationen wählbaren Duftes und hilft, die kalte Jahreszeit behaglich zu verbringen.

In diesem Sinne, alles Gute für Sie und Ihren Bass und bis gleich …….

Giorgio Pianzola
Kontrabassbauer

© Copyright Foto und Text Giorgio Pianzola Bern 2011

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Kontrabass und Flugreisen

Reisen mit dem Kontrabass ist eine Sisyphus Arbeit. Nicht nur Fluggesellschaften machen dem Bassisten das Reisen schwer. Auch Taxifahrer, Zollbeamte, Behörden, Mitreisende und Terroristenfahnder haben es bisweilen ganz arg auf Bassisten abgesehen. Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmittel zu Stosszeiten kann ganz schön traumatisch sein und führt manchmal zu bizarren Beschädigungen.

Was der Profibassist Kalli Gerhards mit der Fluggesellschaft Swiss erlebt hat, dürfte jeden Bassisten interessieren. Wenn sich nicht der Kassensturz eingeschaltet hätte, wäre die Sache wohl bei der üblichen „Faust im Sack“ geblieben. So hat er zumindest sein Geld zurück erhalten. Wünschenswert wäre, wenn sich die Fluggesellschaften wenigstens auf ein klare Haltung einigen könnten. Hier die ganze Geschichte in Farbe:

Kassensturz vom 14.06.2011

In diesem Sinne, viel Glück auf Euren Reisen und bis gleich….

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Text G. Pianzola © Video SRF Kassensturz

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Vandalismus pur

Bei der Restauration alter Musikinstrumente trifft man auf so Einiges. Die vielen Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Spuren von geschickten Händen und guten Reparaturen, aber auch Spuren von Vandalen und Pfuscher. In den vielen Jahren meiner Tätigkeit als Restaurateur habe ich einige bizarre Sachen gesehen. Was mir aber letzte Woche unter die Augen kam, war das bis jetzt wirklich Unglaublichste, was ich je erlebt habe.

Holzschraube M12x180, durchgebrochen !

Holzschraube M12x180, durchgebrochen !

Ich kaufte einen Kontrabass, der von seiner Grundsubstanz eigentlich sehr gut erschien und einer Restauration auf jeden Fall würdig. Ich bemerkte schon vor dem Kauf die Problemstelle Halsansatz / Korpus. Aber da haben die meisten Bässe über die Jahrhunderte Probleme, das ist nichts Neues. Nach Ablösen des Griffbrettes entdeckte ich als Erstes eine riesige Schraube. Die Schraube war aber schon durchgebrochen, denn Sie kann den Zug auf die Dauer nicht aushalten.
Autospachtel als Holzersatz ! Schrecklich !

Autospachtel als Holzersatz ! Schrecklich !

Der Halsfuss war mit einem seltsam deckenden Lack kaschiert. Unter unzähligen Schichten von Farben entdeckte ich eine Substanz, die ich bisher noch nie angetroffen hatte. Zumindest nicht im Geigenbau: „Autospachtel“ !?! Der Halsfuss bestand aus mehreren rohen Stücken, die alle mit Autospachtel verbunden waren. Doch damit nicht genug. Dieser Schock war erst der Anfang.

Ein Bett aus Autospachtel !!!

Ein Bett aus Autospachtel !!!

Nach vorsichtigem Herauslösen des Halsfusses aus dem Halsschuh zeigte sich das ganze Ausmass dieses Pfusches. Der Hals stand bis zum Knöchel in einem Meer aus dieser Masse, die man in der Autobranche als Spachtelmasse für Karosserien braucht. Bis tief in den Bass war diese Epoxydflüssigkeit gedrungen und ich holte mehr als ein Kilo an steinharter Splitter dieser völlig ungeeigneten Masse aus dem alten Kontrabass heraus. Traurig, wie hier ein wirklich schöner Kontrabass aus der Blütezeit des oesterreichischen Geigenbaues geschändet wurde. Nicht nur hielt dieser Pfusch dem Saitenzug nicht lange stand. Nein, er verunmöglichte auch eine fachgerechte Reparatur. Sowohl der Halsklotz wie der Hals mussten komplett ausgewechselt werden, um eine saubere Restauration auszuführen.
Nägel gehören nicht in den Kontrabass !

Nägel gehören nicht in den Kontrabass !


Leider ist das kein Einzelfall. Fast in jedem aelteren Kontrabass entdeckt man fragwürdige Praktiken. Hier die Reste eines Oberklotzes aus einem sehr alten Bass. Jemand hat den Rücken kurzerhand mit einem Dutzend Nägel auf den Klotz gehauen. Unnötig zu sagen, das er bei dieser Aktion mehrere Male den Nagel verfehlt hat und voll in den schönen Ahorn geschlagen hat. Links auf dem selben Foto sieht man eine grosse Träne von Epoxyd Leim, mit dem die fehlende Haftkraft der Nägel korrigiert werden sollte.

Leim, Leim, Leim, Leim, und nochmals Leim !

Leim, Leim, Leim, Leim, und nochmals Leim !


Im Innern des Kontrabasses zeigt sich ein Sammelsurium an verschiedenen Leimen. Alle grossen Marken und Sorten sind hier vertreten und das in rauhen Mengen. Zu meiner Beruhigung hat sich keiner dieser Reparateure den Aufwand gemacht, den alten Leim vorher auszuwaschen und hat einfach viel neuen Leim in den Riss gedrückt, in der Hoffnung, es halte dann schon irgendwie. So ist die Haftkraft zwischen den einzelnen Schichten sehr schlecht und erleichtert das Entfernen.

Denn es gibt nur einen Leim, den man im Geigenbau verwenden kann und darf: Perlleim! Dieser Leim kann immer wieder ausgewaschen werden und ermöglicht so immer wieder die Reparatur eines Streichinstrumentes über die Jahrhunderte hinaus. Kunstharzleime, Sekundenkleber, Epoxydharze usw. gehören NICHT in ein Streichinstrument. Es mögen gute Leime sein, sie sind aber im Geigenbau völlig fehl am Platz. Das gilt auch für Nägel und Schrauben. Bitte helft mit, die schönen Werke des alten Handwerks für spätere Generationen zu erhalten und verweigert Euch solchem Pfusch.

In diesem Sinne, viel Spass und bis bald…. Euer

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text und Fotos G. Pianzola Bern 2011

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Europäisches Kinder- & Jugendbasscamp vom 4. – 13. August in Klingenthal

Es gibt wohl kaum etwas Schöneres für den Menschen als gemeinsames Musizieren. Wenn dieses Erlebnis auch noch in einem so malerischen Ort wie im deutschen Klingenthal stattfindet und mit einem satten Rahmenprogramm geschmückt ist, kann man wohl kaum Nein sagen. Angesprochen sind jugendliche Kontrabassistinnen und Kontrabassisten zwischen 6 und 18 Jahren, die Ihren Horizont erweitern möchten und mit namhaften Dozenten wie Professor Gottfried Engels, Caroline Emery, Professor Edmond Cheng und Stephan Bauer arbeiten möchten.

Musiziert wird morgens im Einzel- oder Ensembleunterricht, nachmittags in der gemeinsamen Orchesterprobe. Die einzelnen Kurse werden nach Alter und Können ganz unterschiedlich gestaltet. Bearbeitet werden Stücke u. a. von Casey Elliott, Ernest Mahle, Jürgen Michel und Klaus Trumpf. Neben dem Bass Spielen kommt aber auch die Freizeit nicht zu kurz. Dazu gehört alles, was im Sommer Spass macht: Grillen, Baden, Fussball, Badminton usw.

Weiter Infos direkt unter www.youthbasscamp.com

Anmeldungen bitte direct an Stephan Bauer 0049 179 4677349

Mit meinen besten Wünschen für einen wunderschönen Sommer…..

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

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Die Kunst der Stege

Der Steg ist einer der wichtigsten Teile des Streichinstrumentes. Nach dem Spiegel aus dem Stamm gespalten, zeigt er auf seiner Oberfläche kleine glänzende Flächen. Das sind die Markstrahlen des Baumes. Der auf magerem Boden gewachsene Bergahorn hat besonders viele dieser kleinen „Spiegel“ und wird auch wegen seiner Dichte und Härte zum Stegbau bevorzugt.
Leider wird das Holz dieser Bäume immer seltener, die geschlagenen Durchmesser schrumpfen seit Jahrzehnten. Die Furnierwerke bieten Unsummen für dieses schöne Holz und treiben die Preise so in die Höhe. Die wenigen Firmen, die noch Kontrabass Stege schneiden, schütteln immer mehr bedauernd den Kopf, wenn man sie auf diese 1A Qualität anspricht. Dabei ist es aber genau dieses Holz, das tonlich die besten Resultate ergibt. Auch gegen das gefürchtete Durchbiegen sind diese dünnen Bretter nahezu endlos gefeit.

Seit vielen Jahren sammle ich deswegen 1 A Stege und reise durch die Welt um die schönsten Stücke zu ergattern. Es ist wie mit gutem Wein, auch die Stege kann man ewig lagern,  sie werden nur besser. So habe ich kürzlich aus einem Nachlass einige Bass Stege gekauft, die sicher 50 Jahre alt sind und aus steinhartem Holz gefertigt sind. Denn es gibt nichts Aergerlicheres, als auf einen schönen Bass einen schlechten Steg stellen zu müssen.

Einige dieser Stegbauer sind wahre Künstler. Auf dem Foto oben sieht man einen 1A Steg, in den der geniale Stegbauer von Hand meine Initialen gesägt hat. Wenn man mal Zeuge einer solchen Meisterleistung wird, weiss man, was handwerkliche Kunst ist. Auf dem Foto rechts sieht man einen kleinen Teil meiner Stegsammlung. Die verschiedenen Formen habe alle ihre klanglichen Eigenheiten. Dazu kommen noch die verschiedenen Grössen, passend zu den Grössen der Kontrabässe. Der sehr alte, grosse Steg oben ist nicht für einen existierenden Bass geschnitten worden, sondern sollte zeigen, wie gross früher die Bergahornbretter waren, aus denen man Stege schnitt.
Sehr wichtig ist auch das genaue, luftdichte Aufpassen der Stegfüsse auf die individuelle Deckenwölbung jedes Basses. Diese Arbeit ist heikel und erfordert viel Geduld und Erfahrung. Von der Genauigkeit dieser Arbeit und der Qualität des Holzes hängt der Sound des Basses entscheidend ab. Auch die obere Wölbung des Steges ist von äusserster Wichtigkeit. Denn der Abstand der Saiten zum Griffbrett entscheidet über Spielkomfort oder Qual.

Es macht Spass, diesen traditionellen und wahren Werten des Geigenbaues nachzuspüren. Leider sieht man auch immer wieder Bedenkliches. Angeblich selbstanpassende Füsse verformen die Deckenwölbung, billiger Feldahorn dient als Ersatz für den Steg oder hastig angepasste Stegfüsse beschädigen den schönen Lack. Doch es liegt bei jeden einzelnen Bassisten, ob er sich dergleichem hingibt, oder ob er auf der alten schönen Qualität beharrt.

In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich, Euer

Giorgio Pianzola,
Kontrabassbauer

© Copyright Text und Fotos Giorgio Pianzola Bern 2011

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Besuche bitte telefonisch absprechen !

Seit 27 Jahren führe ich nun meine kleine Werkstatt und es macht mir immer wieder Spass, neue Bassisten kennenzulernen. Leider ereigneten sich in den vergangenen Wochen aber ein paar unerfreuliche Begebenheiten, die grösstenteils auf Missverständnisse beruhten, andererseits aber auch heftige emotionale Reaktionen auslösten. Deswegen möchte ich dieses Thema mal ansprechen und ich hoffe, mit meinen Erklärungen solche Situationen in Zukunft vermeiden zu können.

Um jeden Kunden wirklich bedienen zu können, ist es von Vorteil, wenn man vorher anruft und einen Termin verabredet. In diesem Gespräch geht es nicht nur darum, einen Zeitpunkt zu verabreden, sondern auch um einfache, aber höchst wichtige Punkte wie z. B. die Besaitung. Es ist mir unmöglich, immer alle Modelle doppelt an Lager zu haben, einmal mit Streichsaiten, das zweite Mal mit Zupfsaiten bezogen. Einem Streicher aber einen Kontrabass mit Zupfsaiten hinzustellen ist schlechter Service. Ich versuche also, schon im ersten Telefongespräch solche Punkte zu klären, um jedem Kunden wirklich das Maximum an Beratung bieten zu können.

Diese Terminabsprache hat viele weitere Vorteile. Wer schon mal in meiner Werkstatt war, kennt die beengten Platzverhältnisse. Leider ist es in Bern nahezu unmöglich, eine grössere Werkstatt zu einem zahlbaren Preis zu finden. Das ist mit ein Grund, weswegen ich nicht zwei Kunden zugleich bedienen kann.

Viele Bässe brauchen Platz !

Viele Bässe brauchen halt Platz!

Ein weiterer Grund ist: in meiner Werkstatt stehen im Moment über 40 Kontrabässe. Diese Bässe plus alles Zubehör brauchen sehr viel Platz. Da ist es klar, das für mehrere Kunden kaum Platz bleibt. Zudem dauert eine fundierte Beratung immer mehrere Stunden. So wäre es auch eine Zumutung, einen Kunden so lange warten zu lassen.

Eine vorgängige, telefonische Terminabsprache ist ganz klar zu unserem gemeinsamen Vorteil und hat sich in den vergangenen 27 Jahren bewährt. Ich kann mich auf Ihre Wünsche vorbereiten, Sie können eine umfassende Beratung ungestört geniessen. Ich bitte Sie auch unbedingt, anzurufen und nicht per Mail Besuche anzukündigen. So können Sie ganz sicher sein, dass Ihr persönlicher Termin zu Ihrer vollsten Zufriedenheit verläuft. Meine Direktwahl lautet 031 398 23 80

Mit bestem Dank für Euer Verständniss und bis gleich

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

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Alte Stimmmechanik

Eigentlich ein unscheinbares Teil, von vielen Bassisten gar nicht richtig wahrgenommen, ist die Mechanik zum Stimmen des Basses einer der wichtigsten Bestandteile des Kontrabasses. Die Anforderungen sind wirklich hoch: die Stimmgenauigkeit, die Laufruhe, die Präzision mit der die Spindel das Zahnrad dreht und über den Wirbel die Saite in die richtige Stimmung spannt. All das muss „stimmen“, ansonsten erregt es den Unmut des Bassisten und lenkt seine Aufmerksamkeit auf diesen Teil des Basses.

Bei der Restauration dieses 160 Jahre alten Tiroler Kontrabasses überhole ich natürlich auch die Mechanik.

Alte, überholte Holzwirbelmechanik

Alte, überholte Holzwirbelmechanik

Zwei der dünnen Messingbleche, die die Griffplatten der Mechanik schmücken, sind verlorengegangen und müssen ersetzt werden. Ebenso sind zwei der Ebenholzwirbel unbrauchbar. In mehrere Teile zersplittert, wurden sie zu viele Male verleimt und bieten nun keine Sicherheit mehr, dem Zug der Saiten standhalten zu können. Auf meiner starken Drehbank drehe ich aus altem Ebenholz zwei neue Wirbel und poliere sie lange auf den Glanz der alten Wirbel.

Alle ausgeleierten Schraubenlöcher an den Wirbelkastenwänden werden zugezapft, um einen gesunden Grund für die Schrauben zu bieten und ein vibrations- und nebengeräusch- freies Spiel auf dem Kontrabass zu gewährleisten. In jahrelanger Suche nach den kleinen Schrauben habe ich mir ein Sammelsurium von exotischen Massen zugelegt. Linsenkopf, Senkkopf, Rundkopf in Messing, Stahl und blankem Eisen, verchromt, gebräunt, geschwärzt und verbläut, in mikroskopischen Grössen und Längen füllen Sie Schublade um Schublade und helfen bei der Restauration der Stimmmechanik von alten Bässen.

Alle Einzelteile einer Holzwirbelmechanik

Alle Einzelteile einer Holzwirbelmechanik

Dünnes Messingblech wird in reiner Handarbeit auf die gesäuberte Grifffläche der Stimmwirbel aufgearbeitet. Dieser Arbeitsgang ist heikel und darf nicht misslingen. Das Blech verzeiht keinen Knick und muss auf sicher halten. Die Spindel und das Zahnrad sind beide die am stärksten beanspruchten Teile der Mechanik, da sie den Saitenzug von circa 30 Kilo als Reibung auf ihre Flächen übernehmen. Dementsprechend gross ist die Abnutzung, vor allem bei fehlender Schmierung. Hier hilft schon mal eine abgebrauchte Zahnbürste, den Dreck aus der Spindel zu entfernen und die „Zähne“ des Zahnrades sauber zu halten. Auch ein paar Tropfen Nähmaschinenoel wirken schon Wunder.

Em Schluss wird die Mechanik zusammengebaut und alle Schrauben mit grösster Sorgfalt eingedreht. Die kleinen Masse brechen gerne ab und die Gewindereste lassen sich nur schlecht aus der Wirbelkastenwand entfernen. Deswegen schmiere ich alle Schrauben in Seife, bevor ich sie eindrehe. Auch die Wirbel schmiere ich auf ihren Laufflächen mit Seife. Ein ideales Schmiermittel für Holz. Ich verrunde noch die harten Kanten des Saitenloches im Wirbel und fertig ist die Mechanik dieses Meisterstückes. Für hoffentlich weitere 160 Jahre gestimmter Musik.

In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich…

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text und Fotos G. Pianzola Bern 2011

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Jubiläum !

Heute sind es auf den Tag genau 17 Jahre her, seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Ich rauchte am Schluss pro Tag 3 Päckchen Zigaretten und der Gestank und der permanente Husten ärgerten mich immer mehr. Zudem fand ich, ich sei nicht mehr Herr meiner selbst und dieses blöde Suchtverhalten sei entwürdigend. Also warf ich die restlichen Zigaretten plus Feuerzeug in den nächsten Abfalleimer und befreite mich von dieser lästigen Angewohnheit.

Die ersten Tage waren hart, aber lange Spaziergänge, viel Früchte und eine Fotokamera um die Hände zu beschäftigen halfen da weiter. Zudem liess ich mich nicht auf Stress-Situationen ein und arbeitete die ersten Wochen nur mehr halbtags. Vormittags ging ich Schwimmen oder Spazieren, nachmittags arbeitete ich ruhig in der Werkstatt. Immerhin sollte das alles zu meinem Wohl sein und da schien mir diese Idee der Ferien/ Arbeitsteilung vertretbar. Den Kunden, die in Eile waren, erklärte ich mein Ziel und fand überall Verständnis.

Lange Jahre träumte ich immer wieder, ich würde rauchen und war sehr enttäuscht. Umso heiterer dann das morgendliche Erwachen, das alles nur als Traum entlarvte, aber auch zeigte, wie stark diese Sucht ist. Noch heute rechne ich jeden 16ten des Monats nach: 17 Jahre mal 365 Tage sind 6205 Tage NICHT geraucht. Bei 60 Zigaretten pro Tag sind das 372300 Zigaretten NICHT geraucht. Das wären dann 18615 Päckchen NICHT gekauft. Bei einem Päckchenpreis von durchschnittlich 5.- Fr wären das 93075.- Fr NICHT für die Selbstzerstörung ausgegeben.

Auf eine spitze Frage eines rauchenden Kritikers, ob ich dieses Sümmchen jetzt auf meinem Konto liegen hätte, konnte ich lachend antworten: „Nein, aber ich habe es nicht in meiner Lunge“!

Euch allen, Raucher oder Nichtraucher, wünsche ich eine schöne Woche. Und bis gleich, Euer

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

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