In den vielen Jahren der Arbeit mit Kontrabässen sammelte sich Einiges an Kuriosem und Bizarren in den Schubladen meiner Werkstatt. Einige ausgewählte Stücke zeige ich Euch gerne und beginne mal mit diesem Steg. Vermutlich suchte der Erfinder eine Möglichkeit, die jahresbedingten Schwankungen der Luftfeuchte, die sich bei einigen Bässen extrem in der Saitenlage niederschlägt, mit einem höhenverstellbaren Steg zu lösen. Weshalb er dabei auf ein Dreibein setzte, könnte der Versuch sein, das Verbiegen der Stege nach vorn, in Richtung des Spielers, zu unterbinden. Da der hintere Winkel des Basses steiler ist, ( das war nicht immer so, die Stege sind mit dem höheren Halswinkel, dem Einführen der Stahlsaite und dem stetig steigenden Kammerton quasi „gewachsen“ ) wird der Steg auch durch die immer wieder nachgestimmten Saiten nach vorne zum Griffbrett hin gezogen. Stellt man den Steg nicht regelmässig gerade, verbiegt er sich. Das dritte Bein sollte diese Bewegung vermutlich unterbinden.
Die kleinen Aluminium Füsse sollen den Schrauben eine sichere Auflage gewähren und das problemlose Verstellen des Steges ermöglichen. Das funktioniert alles sehr gut und man ist doch etwas gespannt, wie denn dieser Steg nun klingen möge ? Im ersten Anlauf gar nicht so schlecht, doch im weiteren Test und mit dem Anspielen aller Saiten zeigen sich schnell mal seine Schwachstellen. Es fehlt an einem satten, ausgewogenen Klangbild. Hat der Holzsteg ( sofern er gut aufgepasst ist, keine Luftlöcher unter der Sohle hat und von erster Holzqualität ist ) einen satten, fetten Ton, so ist der Metallsteg dünn und klingt sehr nasal. Er hat mit dem Bogen zwar eine schnelle Ansprache, neigt dann aber schnell mal zu einem unangenehmen Kreischen, das man beim Kontrabass gar nicht mag.
Vielleicht war dieser Steg auch gar nicht als Steg gedacht, sondern sollte als Vehikel dienen, die Saiten bei einer Reparatur oder Ueberarbeitung des Holzsteges abzuheben und auf Druck zu halten, so wie das der bekannte Saitenabheber im letzten Bild macht. Für diese einfache Arbeit ist mir dieser Dreipunkt Steg dann allerdings doch etwas zu kompliziert gebaut. Das gezeigte Modell arbeitet da weitaus schneller. Wie auch immer, der Erfinder wird sich seine Gedanken gemacht haben und wenn es auch nicht zum Erfolg gedieh, so hat er sicher lange daran gearbeitet. Denn sowohl die Verarbeitung wie auch das Design, die schöne, geschwungene Linie sind sehr gelungen und gefallen noch heute.
In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Kontrabassblog…
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© copyright Text und alle Fotos G. Pianzola Bern 2013