Wie alle Jahre wieder, trifft sich die Fachwelt Ende September im Heimatort Antonio Stradivaris und präsentiert einige Neuigkeiten oder schwört auf Altbewährtes. Einige wunderschöne Kontrabässe waren heuer zu sehen und gleich mehrere Hersteller präsentierten neue Modelle. Auch Auktionshäuser haben in den letzten Jahren die Cremona Messe entdeckt und zeigten vorab schon mal ein paar seltene Stücke. Namhafte Musiker spielten an diversen Ständen und verwöhnten die zahlreichen Besucher mit ihrem Können. Besonders erfreulich war die hohe Anzahl an Jugendlichen, die am Spiel eines Streichinstrumentes Freude fand. Am Stand von Tarisio, einer Firma, die mit alten Instrumenten handelt, spielte ein etwa 10 jähriges Kind mit solcher Hingabe Geige, dass man getrost von einem Wunder sprechen kann. Auch am Stand von Emanuel Wilfer hörte man Jugendliche mit grossem Können Kontrabässe anspielen. Eine Beweis für die Macht der Musik.
Wolfgang und Charlotte Dörfler repräsentieren mit grossem Engagement die traditionsreiche Bogenbaufirma Dörfler.
Inzwischen in der vierten Generation, baut die Firma Dörfler Streichbögen für alle gängigen Streichinstrumente in höchster Qualität. Alle Bögen werden in der eigenen Werkstatt in Deutschland produziert und das Spectrum des Angebotes reicht vom einfachen Schülerbogen in Brazilholz bis zum goldmontierten Meisterbogen mit ausgesuchter Fernambukstange. Das langjährige Wissen und die über die Generationen gewachsene Erfahrung zeigt sich beim Spiel jedes ihrer Bögen. Eine Auswahl aus allen Preisklassen ihrer exzellenten Bassbögen wird in Kürze bei mir eintreffen und zum Anspielen verfügbar sein. Man kann mit Recht gespannt sein. Zumal sowohl das Preis-Leistungsverhältnis wie auch die Qualität unschlagbar sind.
Die Firme Rubner, weltberühmt für Ihre präzisen und geschmackvollen Mechaniken, wird nie müde, an ihren Produkten weiter zu arbeiten und neue Materialien oder Oberflächen zu testen. Rocco Meinel und Jeffrey Meinel zeigten zu Recht mit einem gewissen Stolz die Weiterentwicklung einer extrem leichten Mechanik für den Kontrabass. Die Gewichtsersparniss soll bei satten 100 Gramm pro Wirbel liegen und das macht beim Kontrabass immerhin 400 Gramm aus. Für den Musiker sind 400 Gramm vielleicht nicht viel, denkt er doch eher an den Transport des Instrumentes. Für den Bauer ist aber jedes Gramm, das er beim Kopf des Kontrabasses vermeiden kann, ein Gewinn. Die Balance ist sehr wichtig und schwere Wirbelkästen verursachen Nachteile, die sich ungünstig auf den Ton des Instrumentes auswirken. Auch diese Mechanik wird in Kürze bei mir erhältlich sein. Preis und Liefertermin standen bei Messeende noch nicht fest.
Bei all den ernsthaften Fachgesprächen und den Verhandlungen um Preis und Liefertermin kam der Humor und die Kultur auch nie zu kurz. Für ein lustiges Foto standen denn schon mal einige der namhaftesten Geigenbauer der Messe Pose. Geigenbaumeister Günther Lobe aus Bubenreuth, Geigenbaumeister Peter Körner aus Mainz und der Bogenbaumeister Josef Gabriel aus Erlangen liessen sich von meiner Linse überraschen. Josef Gabriel war auch Mitiniziator einer grossen Ausstellung über den zeitgenössischen Bogenbau in Cremona. Und die unermüdliche Darling Publication startete mit der Veröffentlichung eines Leporellos über den berühmten Bogenbauer Eugène Nicolas Sartory. Die Bilder zeigen eine Auswahl dieser Meisterbögen von höchster Qualität, da alle Aufnahmen mit einem Spezialverfahren gemacht werden, welches jedes Detail sichtbar macht. Für Liebhaber wie Spieler ein reiner Genuss.
Auch diese Messe bewies wieder mal die Kraft der Musik und des Geigenbaues. Was vor weit über 400 Jahren hier in dieser Gegend von Italien zu einer unglaublichen Hochblüte führte ist noch immer lebendig. Die Stadt Cremona huldigte ihrer Vergangenheit und weihte am 14. September 2013 ein Museum für Antonius Stradivarius und die zahlreichen anderen Geigenbauer dieser malerischen Stadt ein. Ein unvergleichlicher Genuss für Kenner und Laien.
Bis gleich wieder Mal an dieser Stelle, Euer
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und alle Fotos Giorgio Pianzola, Bern 2013