Kommt ein Kontrabass zu einer Reparatur oder zum Saitenwechsel, gehört es in meiner Werkstatt zur Tradition, den Bass gleich auch zu reinigen. Einerseits als Dienst am Kontrabass und am Kunden, andererseits auch weil das Instrument ohne Steg und Saiten viel zugänglicher ist. Doch manchmal ist es schlicht unmöglich, in der kurzen Zeit alle Verunreinigungen vom wertvollen Lack zu kriegen. Einer der häufigsten Gründe liegt im Kolofon.
Kolofon wird aus Baumharzen gewonnen, ist extrem klebrig und wird unter Umständen auch noch mit anderen chemischen Substanzen vermischt. Die jeweilige Rezeptur wird aus naheliegendem Gründen von den Herstellern geheim gehalten. Denn der Markt ist heiss umkämpft und die Gewinnmarge doch eher klein. Die Agressivität einiger Produkte gegenüber dem Lack lassen aber auf chemische Weichmacher schliessen.Denn das Kolofon einiger Hersteller lässt sich einfach vom Lack abwischen, während sich die Rückstände anderer Kolofonmarken richtiggehend in den Lack einfressen. Da hilft dann zur Entfernung nur noch grobe mechanische Hilfe oder agressive chemische Stoffe. Diese Rückstände mechanisch zu entfernen schaden trotz sorgfältiger und dementsprechend zeitraubender Vorgehensweise in jedem Fall dem Lack und werden nur ungern angewendet.
Die Kolofonreste aber chemisch zu entfernen bedeutet, sie zu verflüssigen. Dass diese Flüssigkeit in die Haarrisse des Lackes und in eventuelle Risse im Holz eindringt, zeigt sich unschön nach dem Trocknen des Lösemittels. Die Rückstände des Kolofons füllen alle Unebenheiten der Decke aus und verbleiben als weissliche Verunreinigung in jeder Vertiefung.Um diese ärgerliche Verschmutzung des geliebten Instrumentes zu vermeiden, gibt es einen ganz einfachen Trick: Nach jedem Spiel den Bass abwischen. Am Besten mit weichem Haushaltpapier Decke, Mittelzargen und Steg abwischen, die Saiten reinigen und das Papier entsorgen. Denn Kolofon lässt sich nur mit starken Lösemittel aus einem Tuch entfernen und deshalb hat sich die Version mit dem Papier als ökologisch viel besser und effektiver erwiesen.
Die regelmässige Pflege des geliebten Instrumentes hat direkten Einfluss auf seine Lebensdauer und seine tadellose Funktion. Das kurze Wegwischen von Schweiss, Staub und Kolofonresten nach jedem Spiel ist kein Aufwand im Vergleich zur mechanischen oder chemischen Reinigung des Lackes. Zudem helfen Pflegemittel wie Viol, den Lack zu imprägnieren und zusammen mit einem geeigneten Kolofon, Schäden auf ein Minimum zu begrenzen.
In diesem Sinne, bis gleich wieder mal……..
Euer Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und Fotos, G. Pianzola Bern 2012