Der Bieler Cellist/Bassist Martin Schütz ist ein Unikum. Ein Erneuerer und Erfinder. Ein Vollblutmusiker mit klassischer Ausbildung, der aber gern mal zu Wah Wah Pedal und Marshallamp greift und es so richtig krachen lässt. Martin rief mich in den achziger Jahren mal an und spann eine Idee über eine Verschmelzung von Kontrabass und Cello.
Das war mehr als faszinierend und nach vielen Skizzen und wilden Diskussionen entstand eine grobe Form des Bassocello, das wir seiner Tropfen Form wegen „The Drop“ nannten. Nach einigen Aenderungen und Verbesserungen baute ich in feinstem Tonholz das wirkliche BassoCello, das Martin heute noch spielt.
Das Instrument ist genau wie ein Kontrabass oder Cello nach der alten Handwerkstradition gebaut, hat aber eine eigenwillige und vorallem, transportfreundlichere Form.
Die Decke ist aus feinster Fichte von Hand ausgearbeitet und am Rand mit einem Filet eingelegt. Auch der Rücken aus hochgeflammten Ahorn ist ausgearbeitet und die Zargen sind aus dem passendem Holz gebogen. Einzig in der Mitte des Instrumentes verläuft eine Neuerung, die es beim Streichinstrument so nicht gibt. Das Bassocello verfügt über einen Resonanzbalken, der dem Instrument mehr Sustain verleiht und die Gefahr der Rückkoppelung vermindert. Lackiert ist das BassoCello nach alter Rezeptur und die vielen Jahre täglichen Gebrauches haben dem Lack eine schöne Patina verliehen.
Nun hat der Kanton Bern das Schaffen von Martin Schütz mit dem Musikpreis 2011 gewürdigt. Die kantonale Musikkommission schreibt in Ihrer Pressemitteilung:
Der mit 20’000 Franken dotierte Musikpreis 2011 des Kantons Bern geht an den vielseitigen Bieler Musiker und Komponist Martin Schütz. Die kantonale Musikkommission ehrt damit einen bedeutenden Musiker, der sich seit langem erfolgreich zwischen Kategorien bewegt: als improvisierender Musiker, als gefragter Film- und Theaterkomponist und als Performer in stilistisch übergreifenden Zusammenhängen. Bekannt geworden ist er als Mitglied des Trios Koch-Schütz-Studer, daneben ist sein Schaffen aber in vielen Kontexten und Medien zu hören – auf der Bühne, in Hörbüchern, in Hörspielen oder Filmen. Als undogmatischer, flexibler und anspruchsvoller Komponist und Musiker garantiert er international bekannten Regisseuren, Tanzschaffenden und Autorinnen/Autoren (Christoph Marthaler, Luc Bondy, Anna Huber etc.) jeweils einen spannenden Soundtrack auf der Höhe der Zeit.
Eine treffende Beschreibung dieses einzigartigen Musikers und Komponisten. Ich wünsche mir mehr Musiker wie Martin Schütz. Musiker, die Ihre eigenen Noten spielen und nicht die ihrer vergötterten Vorbilder. Nichts gegen Vorbilder, aber wenn man dabei zum Kopisten verkommt, verliert auch die perfekt gespielte Musik jede Seele.
Martin Schütz spielt Martin Schütz, und das ist erfrischend !
Herzliche Gratulation und viel Erfolg zu Deiner weiteren Karriere !
In diesem Sinne, bis gleich wieder mal……..
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und Fotos G. Pianzola Bern 1987, 2011 , Auszug aus dem Text der Musikkommssion, zvg