Dass es in meiner Werkstatt nie langweilig wird, dafür sorgen meine Kunden seit der Geschäftsgründung 1984 jeden Tag. Jede Reparatur, jeder Umbau und jede Einstellung erfordert meine vollste Aufmerksamkeit und habe ich eine Arbeit noch so viele Male gemacht, genau gleich wie beim vorherigen Mal ist es nie.
Auch als Alex diese Konstruktion mitbrachte, musste ich mir genau überlegen, wie ich diesen Steg auf seinen Kontrabass aufpassen könnte, um das Optimum an Uebertragung von der Saite auf den Korpus zu gewährleisten. Zumal die beiden Füsse nicht wie gehabt parallel verlaufen, sondern in einem rechten Winkel zueinander stehen.
Nach einigen Stunden Arbeit war ich endlich zufrieden. Die Stegfüsse schlossen luftdicht auf die Decke ab und die Position der Brücke stimmte mit der Flucht des nicht ganz genau gerade eingepassten Halses überein. Dabei muss auch beachtet werden, dass sich die Deckenkrümmung unter dem Druck der Saiten geringfügig verändern wird. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, der schnell vergessen geht, aber nach dem Stimmen des Kontrabasses für grosse Augen und rote Ohren sorgen kann. Vor Allem da der Stegfuss unter der E-Saite parallel zum Bassbalken verläuft und durch seine Länge einen ganz anderen Druckverlauf nimmt als der normale Stegfuss, der quer zum Bassbalken steht.
Alex testete den Bass in meiner Werkstatt ausgiebig und war mit meiner Arbeit zufrieden. Ob sich der Steg live bewähren wird, wird sich erst nach etlichen Konzerten mit seiner Band „Rumble Jim“ zeigen.
Denn das ist auch das Schöne am Kontrabass: er kommt in fast jedem Musikstil vor ! Ob Klassik, Jazz, Folk- und Volksmusik, Rockabilly oder Bluegrass, Ländler oder Rock`n`Roll…..mit dem Kontrabass lässt sich einfach Alles spielen.
Den verschiedensten Bedürfnissen der Bassisten in ihrem jeweiligen Stil zu entsprechen und ihren Kontrabass nach ihren Wünschen einzustellen oder umzubauen, das ist eine Herausforderung, der ich mich seit 33 Jahren immer wieder stelle. Es ist denn auch ein spezieller Moment, wenn man den Kontrabass übergibt und die Zufriedenheit des Musikers in seinem Spiel hören darf.
In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Kontrabassblog
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und alle Fotos G. Pianzola, Bern 2017