Jedes Jahr wiederholt sich ein alter Fluch. Die Kälte schleicht sich ins Land, die Heizungen gehen los und schon reissen die ersten Decken und die Nahtstellen platzen auf. Dabei wären all diese ärgerlichen Beschädigungen einfach zu vermeiden, wenn man folgendes physikalisches Gesetz strikte beachten würde: „Holz ist hygroskopisch“! Holz schrumpft bei Trockenheit und quillt bei Feuchtigkeit. Daran gibt es, wie immer bei der Physik, keinen Zweifel.
Die Luft kann je nach Temperatur mehr oder weniger Feuchtigkeit speichern. Kalte Luft kann wenig, warme Luft kann mehr Feuchte speichern. Nur deswegen spricht man von der relativen Feuchte! Für uns ist nur die Feuchtigkeit wichtig, die Temperatur spielt keine Rolle. Um Risse zu vermeiden, muss man die Feuchte messen. Das geht nur mit einem hochwertigen Haarhygrometer. ( Die Billigversion aus dem Kaufhaus funktioniert zu wenig genau ). Im Winter muss man mindestens 60% relative Feuchte haben, um Risse zu vermeiden.
Um die Luft zu befeuchten, eignen sich Verdampfer immer noch am besten. Das Wasser wird in diesem Gerätetyp versiedet und der austretende Dampf wird von der Raumluft aufgenommen. Das Kochen des Wassers gewährt die Keimfreiheit und die Hitze des Dampfes fördert die Verbindung Wasser / Luft. Ultraschallbefeuchter haben sich nicht bewährt. Auch teure Raumluftwäscher vermögen die benötigte Feuchte nicht zu generieren.
Im Foto oben habe ich drei Geräte abgebildet, die sich in meinem Atelier seit Jahren bewährt haben. Von links nach rechts : Ein König Verdampfer für circa 50.- Fr. Ein altbewährtes Gerät mit mechanischer Wasserstandsanzeige und Dampfregulierung. Stadler Fred, ein Verdampfer mit grossem Wasserreservoir, Hygrostat und zweistufiger Leistungswahl. Leicht zu reinigen dank Teflonbeschichtung. Kostet circa 140.- Fr. Fust Verdampfer für etwa 50.- Fr Einfaches Gerät mit mechanischem Wasserstandsanzeiger, zweistufiger Leistungswahl und einfacher Reinigung dank Teflonbeschichtung. Diese Auswahl ist rein zufällig. Es gibt von verschiedenen Herstellern vergleichbare Geräte mit ähnlichen Merkmalen und Preisen.
Und zuletzt noch ein Befeuchter für Unterwegs, der gute alte Dampit. Dieser Gummischlauch hat in seinem Innern einen Schwamm, der durch kurzes Kneten im Wasser viel Feuchte aufnimmt. Hängt man ihn nach gutem Abtrocknen der Oberfläche nun ins obere F-Loch, befeuchtet dieses System das Holz von Innern des Korpus, also von der unlackierten Seite. In meinem Shop für 35.- Fr
Für Reisen und zum Überbrücken von trockenen Momenten wie Proben oder Konzerte gut geeignet, in der Wirkung aber beschränkt. Auch sind diese Innen Befeuchter leider nur von kurzer Lebensdauer. Man sollte auch peinlich darauf achten, nicht zuviel Wasser einzubringen. Der Kontrabass ist keine Topfpflanze und tropfende Befeuchter richten mehr Schaden an, als sie verhindern.
Beachtet man diese einfachen Regeln, so hat man, wie ich in meiner 33-jährigen Karriere als Kontrabassbauer, keine Probleme mit Trockenrisse. Falls man diese Regel nicht beachtet, empfehle ich mich aus geschickter Reparateur !
In diesem Sinne viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Kontrabassblog
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© copyright Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola, Bern 2017