Dieses im Volksmund genannte „Harz“ kratzt der Mensch vom Baum ab und verwendet es für die verschiedensten Zwecke. Für die hier besprochene Kolophoniumgewinnung sind heute allerdings nur die Harze der Nadelbäume, genau der Tannen und Fichten, sowie der Lärchen von Bedeutung. Dieses Harz wird zur Gewinnung des begehrten Terpentinoels einer Destillation unterzogen. Der Rückstand dieses Verfahrens, der klebrige Harzkörper, wird Kolophonium genannt, nach der alten lydischen Stadt Kolophon, die einst in der Antike eine Hochburg dieser Gewinnung war.
Wir benutzen dieses Harz zum Bestreichen der Haare unserer Streichbögen und erhöhen so den Reibungswiderstand ums Mehrfache. Jeder, der schon mal einen kleinen Resten dieses Harzes auf die Finger gekriegt hat, kann diese Wirkung bestätigen: innert kürzester Zeit bilden sich beim Zupfen der Saiten grosse Blasen. Deswegen ist auf strikte Trennung der Spielflächen beim Streichen und Zupfen zu achten. Man berühre deswegen auch nicht den Bezug des Bogens.Das Kolophon verändert aber mit dem Alter durch Versprödung seine Konsistenz und verliert mehr und mehr seine Klebrigkeit. Es staubt den Bass nur noch ein und man bemerkt auch eine zunehmende Brüchigkeit in der Struktur. Dieser Staub ist gesundheitschädlich, ja es gibt sogar Musiker, die allergisch auf diese Stoffe reagieren. Deswegen sollte man regelmässig ein neues Kolophon kaufen und immer auf frische Ware achten.
Vor dem angeblichen Geheimtyp, das alte Harz aufzuschmelzen, muss ich dringend warnen. Diese Harze enthalten farb- und geruchlose Stoffe, die bei Erhitzung hochflüchtig werden und wie der Staub gesundheitsschädlich sind. Bei einem neuen Kolophonium sind diese Stoffe jedoch im elastischen Körper des Harzes gebunden und können nicht schaden.
Man kann sehr gut beobachten, dass in den Kolophonen der Neuzeit auch künstliche Zusatzstoffe Verwendung finden. Da jeder Hersteller das Rezept seiner Fertigung aber als sein Geheimnis behandelt, ist wenig über diese „Weichmacher“ zu erfahren. Ich möchte aber allen Bassisten aus Erfahrung raten, die Reste Ihres Kolophoniums, das auf dem Lack des Basses landet, gut und ausnahmslos wegzuwischen, da diese chemischen Zusatzstoffe sich in den wertvollen Lack fressen. Küchenpapier hat sich hierfür sehr bewährt und ist in losen Blättern sehr gut in der Basshülle mitzunehmen.In diese Sinne viel Spass, gut Strich und bis gleich wieder mal hier auf meinem Kontrabassblog,
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola, Bern 2016