Immer wieder fragen mich Kunden nach der genauen Position des Steges bei ihrem Kontrabass. Denn manchmal kann man kaum glauben, dass ein Bassist mit einem so verschobenen Steg ein Konzert gespielt hat. Abgesehen von völlig krummen Stegen ( darauf gehe ich ein andermal ein ) sehe ich immer wieder Stege, die am völlig falschen Platz stehen und so Ton und Bespielbarkeit, ja sogar die Statik des Kontrabasses schlecht beeinflussen oder gar gefährden.
Der Steg steht nur auf der Decke und ist nicht verleimt, wie häufig angenommen wird. Er wird nur durch den Vectordruck der Saiten auf der Decke gehalten. Dieser Druck ist gewaltig, variiert aber je nach Halswinkel oder den verwendeten Saiten stark. Durch Transport oder einen Schlag kann der exponierte Steg schon mal verschoben werden. Seine genaue Position lässt sich aber leicht durch die F-Loch Kerben bestimmen. Verbindet man die inneren F-Loch Kerben mit einer imaginären Linie, so muss der Steg mittig auf dieser Linie stehen.
Zudem sollte seine Position aufrecht und absolut gerade sein. Der Steg darf nicht in sich verdreht, windschief oder gar krumm sein, da diese Fehler sowohl den Sound wie auch die Bespielbarkeit des Basses nachhaltig verschlechtern. Ueberhaupt ist der Steg sowohl von seiner Machart wie auch von seiner Position viel wichtiger als allgemein angenommen wird. Bei der Holzwahl ist nur enggewachsener Bergahorn von höchster Güte akzeptabel. Seine Position auf der Decke steht in direktem Zusammenhang mit der Mensur und der Wirkung des Stimmstockes. Diese Stellung genau zu kontrollieren ist für ein ungeübtes Auge manchmal etwas schwierig. Deshalb kontrolliert man die aufrechte Haltung des Steges auch mit der Passung der Stegsohlen.
Hat sich der Steg durch einen Schlag oder einfach nur durch das permanente Nachstimmen der Saiten in Richtung Griffbrett verzogen, so sieht man das in der Regel sehr gut an den Fusssohlen des Steges, die sich in einem prägnanten Spalt von der Decke des Basses abgehoben haben. Den Steg vorsichtig in seine richtige Stellung zurückzuziehen funktioniert nur, wenn die Saiten in der Saitenkerbe unverletzt sind und erfordert ein dementsprechendes Fingerspitzen Gefühl.
Denn die Wicklung einer gequetschten Saite frisst sich in die Saitenkerbe des Steges und verhindert jede Bewegung des Steges zurück in seine richtige Stellung. Mit neuen Saiten und sauberen Kerben lässt sich der Steg jedoch sanft bewegen. Man hüte sich hingegen vor zu starkem Zug, um den Steg nicht umzuschlagen. Im Zweifelsfall lässt man sich die richtige Handhabung vom Bassbauer erst mal zeigen.
Auch die genaue Position zum Griffbrett ist sehr wichtig. Sind die beiden Kurven ( die des Griffbrettes und die des Steges ) zueinander verschoben, stimmen auch die Abstände der Saiten zum Griffbrett nicht mehr. Schnarren oder erschwerte Bespielbarkeit sind die Folge. Betrachtet man den auf einen Tisch gelegten Bass vom Stachel her, so kann man von den äusseren Griffbettkanten zu den Saiten sehr genau messen, ob der Steg in der Mitte der Flucht steht. Nötigenfalls kann man die Saiten etwas lösen und mit vorsichtigen Schlägen den Steg in die Mitte stellen.
ACHTUNG: Man achte bei allen Handlungen am Steg immer penibel auf die Position des Stimmstockes. Verschiebt sich der Stimmstock oder fällt er gar um, ist der Gang zu einem Fachmann unabdingbar. Nur ein erfahrener Bassbauer kann den Stimmstock ( die Seele ) des Basses richtig setzen.
In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog….
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und alle Fotos G. Pianzola, Bern 2015