Wie jedes Jahr trafen sich auch heuer die Musikinstrumenten Hersteller aus aller Welt und zeigten den Musiker und Händler ihre besten Stücke und neuesten Erfindungen. Die Halle 3.1 mit ihrem futuristischen Dach und ihrer angenehmen akustischen Atmosspähre bildete denn auch den treffenden Rahmen für diese Ausstellung. Nachdem um und auch im Messegelände mit unglaublicher Geschwindigkeit immer neue Wolkenkratzer und Hallen hochgezogen werden, empfand man die Halle 3.1 schon als trauter Zufluchtsort. Das gleich daneben liegende neue Einkaufszentrum Skyline Plaza ist zwar eröffnet, die Umgebungsarbeiten aber noch lange nicht beendet.
Die Traditionsfirma Emanuel Wilfer, gegründet 1905, zeigte ein neues Modell aus der Meisterserie Roland Wilfers. Es handelt sich um das Modell Amati, ein charaktervoller Bass aus den Gründungszeiten des Geigenbaues. Der runde, satte Ton, die exzellente Holzwahl und der geschmackvolle Lack liessen einige Herzen schneller schlagen. Unter anderem auch das des Meisterbassisten Chris Minh Doky, der persönlich vorbeikam, um sich bei Roland Wilfer für seinen wunderschönen Wilfer Kontrabass zu bedanken. Er spielt seinen Wilferbass seit vielen Jahren und ist voll des Lobes über das schöne Instrument. Auch das Amati Modell fand er atemberaubend und liess sich gleich damit ablichten. Von links nach rechts: Roland Wilfer, die 4te Generation der Firma Emanuel Wilfer, Wilfers Amati Bass, Chris Minh Doky, Meisterbassist.
Dank meiner langjährigen Freundschaft zu Roland Wilfer gelang es mir, diesen einzigartigen Bass gleich vom Messestand weg zu kaufen. Nur die Zollformalitäten werden noch ein, zwei Wochen in Anspruch nehmen, dann kann man den Bass in meiner Werkstatt bewundern und auch spielen. Der Bass ist wirklich von einer gelungenen Ausgewogenheit und wird seiner Herkunft aus der Feder der Familie Amati in jedem Detail gerecht. Selbst die Mechanik wurde in einem passenden Braun gehalten und stört so das edle Erscheinungsbild mit dem dunklen Lack nicht mit einer grellen Spiegelung. Das schnelle Foto am Messestand kann kaum die schöne Lackierung wiedergeben, allerdings sieht man sehr deutlich die elegante Linie dieses Meisterwerks. Jedoch, spielen muss man den Bass selber, um nur einmal dieses süssen Ton genossen zu haben.
Grosse Freude herrschte auch ein paar Stände weiter. Andreas Haensel gewann mit seiner Geige den ersten Preis des deutsche Musikinstrumenten Wettbewerbes 2015. Andreas, ein absoluter Meister seines Faches, ist nicht nur ein begnadeter Geigenbauer, er ist auch ein hochtalentierter Lackierer und gewann schon in Cremona mehrere Preise für seine Arbeiten. Ich besitze selber zwei Vogelaugenahorn Bässe von Wilfer, die von Andreas Haensel lackiert wurden. Seine Antiklackierung ist von einer überzeugenden Erscheinung und überzieht den Bass mit einer fast mystischen Patina, ohne den Blick auf das wertvolle Holz im Geringsten zu trüben. Chapeau, Andreas, und herzliche Gratulation !
Die rührige Firma Dörfler wagt sich in den hart umkämpften Kolofonmarkt und bietet mit einer eigenen gelungenen Mischung ein neues Kolofon für die Bassisten an. In einer wunderschönen Wurzelholzdose mit einem witzigen Magnetverschluss ist das wertvolle Harz nicht nur schön verpackt, sondern auch leicht erreichbar. Der Verschluss wird kaum verkleben wie die leidigen Kunststoff Dosen und bietet dem wohlriechenden Harz einen würdigen Schutz.
Die Saitenhersteller Presto, in Frankfurt vertreten durch die unermüdliche Firma Lando, zeigte einen neuen Satz Kontrabass Saiten, die Prestoflex. Designt für den Bassisten, der eine Streich- und Zupfsaite sucht, hat die Firma Presto hier einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht und mit der Rechnung Prestoflex eine Saite kreiert, die sicher viele Bassisten ansprechen wird. Auch dieser Artikel wird in den nächsten Wochen bei mir eintreffen und auch im Versand erhältlich sein.
Der Preis war zum Messeende noch nicht bekannt, sollte aber Prestomässig nicht hoch ausfallen.
Schon bald war die Messe wieder zu Ende und müde vom den weiten Schritten durch die endlosen Gänge war es Zeit geworden, nach Haus zu fahren. Es war mein 31igster Besuch der Musikmesse Frankfurt und vieles hat sich in all den Jahren verändert. Vorallem die Qualität hat sich bei einigen Anbieter zu Gunsten des Preises verabschiedet. Doch wie sagte schon Henry Ford so treffend:
Der Aerger über die schlechte Qualität hält unendlich länger als die Freude über den tiefen Preis !
In diesem Sinne, bis bald wieder mal hier auf meinem Blog,
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright alle Fotos und Texte, G. Pianzola, Bern 2015