Auf einer meiner vielen Reisen besuchte ich kürzlich einen alten Freund, einen engagierten Kontrabassisten. Wir sassen gemütlich beim einem guten Glas beisammen, das Gespräch mäanderte so dahin und irgendwann streiften wir das Thema Lieblingsplatten. Mein Freund schwärmte von seiner Sammlung und auch ich streute ein, zwei Namen hinzu, darunter Ludwig Streicher.
Die Aufnahme „Ludwig Streicher spielt Bottesini“ mit Norman Shetler am Klavier hatte es mir besonders angetan. „Tausendfinger“, wie man Ludwig Streicher auch scherzhaft zu nennen pflegte, schaffte es wie kein Zweiter, der Musik Giovanni Bottesinis Leben einzuhauchen. Mit seiner speziellen Bogentechnik wirbelte er auf seinem Lemböck Bass die schwierigsten Passagen mit einer sagenhaften Leichtigkeit daher und begeisterte damit sein Publikum aus aller Welt.
Ich hatte das Vergnügen, ihn in den frühen 90iger Jahren in Bern mit dem ansässigen Orchester zu hören. Es war ein denkwürdiger Auftritt und ein Lehrstück sondergleichen für einen damals jungen Bassisten wie mich. Einen Menschen, der mit solcher Hingabe Musiker war, hatte ich noch nie erlebt. Deswegen ist diese Aufnahme für mich ein Muss für jeden Bassisten, ja, für jeden Musikliebhaber schlechthin.
Leider war mir diese Schallplatte vor vielen Jahren verloren gegangen, was ich sehr bedauerte. Als mein Freund Achim davon hörte, stand er auf, griff in seinen Plattenschrank und schenkte mir diese Räritat. Besten Dank, Achim, das hat mich sehr gefreut.
Ludwig Streicher lebte von 1920 bis 2003 in Wien und war Kontrabassist, Komponist, Lehrer und Autor von Lehrbüchern.
Giovanni Bottesini lebte von 1821 bis 1889 und war Kontrabassist, Komponist und Dirigent ( unter anderen auch für Verdi )
Gabriel Lemböck lebte von 1814 bis 1892 in Wien und war hochbegabter Geigenbauer
Norman Shetler, geboren 1931 in USA, lebt seit 1955 in Oesterreich als Pianist, Puppenspieler und Hochschullehrer
In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog, Euer
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© copyright Text G. Pianzola, Abbildung zeigt das Cover der besprochenen Schallplatte der Firma Teldec Telefunken