Messeturm Frankfurt
Die alljährliche Musikmesse in Frankfurt zeichnete sich dieses Jahr durch einen eher ruhigen Verlauf aus. Der Trend der letzten Jahre verstärkte sich sogar noch etwas. Viele kleinen Hersteller konnten sich die horrenden Standmieten und Gebühren nicht mehr leisten und blieben leider weg oder besuchten die Messe nur mehr als Gäste, auf den Gängen das Gespräch mit bekannten Händlern suchend. Auch einige recht grosse Firmen blieben der Messe fern. Die Grundstimmung der ausstellenden Musikbranche war denn auch dominiert von dem Hang zum Billigsegment und selbst gestandene Firmen schienen sich ihren Qualitätstandards nicht mehr so verpflichtet zu sein. Auf einem Stand eines alteingessenen Grosshändlers wurden einige Kontrabässe angeboten, deren Hässlichkeit und schlechte Verarbeitung ihresgleichen suchten. Noch vor 10 Jahren wäre ein Schrei der Entrüstung durch die Szene gegangen. Heute sah man nur ein resigniertes Kopfschütteln. Sollte der Konsument je glauben, diese „Geiz ist geil“ Schnapsidee wäre zu seinen Gunsten verlaufen, so sah man hier in voller Grösse den Gegenbeweis : „Die Agonie der Qualität“ !
Dass einige amerikanischen Firmen gerne die B-Qualität nach Europa schippern und es auch sonst mit Zusagen nicht so genau nehmen, ist nichts Neues. Es gibt ja auch da immer wieder erfreuliche Ausnahmen. Ich hoffe bloss, diese geldgierige und manische Gewinnfixierung greift nicht auf alle Firmen über. Das gängige Leitmotto: „Cheaper is better“ mag auf den ersten Blick im Sinne des Käufers und Musiker sein. Schaut man sich die Sache aber etwas näher an, merkt man schnell, das da zwar ein „klingender Name“ draufsteht, aber ob dieser Name diesen Artikel auch wirklich hergestellt hat, wage ich zu bezweifeln. Was in der Bekleidungsindustrie schon seit Jahrzehnten als „Labeling“ praktiziert wird, kommt in der Musikindustrie immer mehr auf. Und es sind dies grosse Firmen, die es im grossen Stil betreiben. Kleine Hersteller, die noch immer alles unter einem Dach bauen, sind vielmals Familienbetriebe von höchster Qualität und einem gewissen Preis, deren Stolz solche Winkelzüge hoffentlich noch lange verschmähen lässt.
Wilfer Testore
Emanuel Wilfer zeigte auf der Messe ein Modell nach den Plänen des alten italienischen Bassbauers Testore. Dieser Meister scheint sich im Moment grösster Beliebtheit zu erfreuen. Gleich mehrere Firmen bauen ein Modell dieses Italieners nach. Die Version von Wilfer tönt so überzeugend, das ich den Bass gleich vom Messestand weg kaufte und ihn in seiner vollen Pracht nächstens auf meiner Homepage
www.kontrabass.ch zeigen werde. Der Rücken in hochgeflammtem Ahorn mit doppelter Einlage und dem gleichen Holz für die Zargen und den Hals, die mitteljährige Fichtendecke und die bekannte blonde Lackierung von Wilfer werden dem grossen Namen mehr als gerecht. Die bequeme Mensur und die französische Mechanik aus dem Hause der Präzision Thomas Rubner vollenden diesen Meisterbass.
La Bella white
Der Saitenhersteller La Bella ist in Amerika einer der grossen Produzenten und hat mit seinem Set „Black La Bella“ für den bekannten Meisterbassisten Ron Carter Weltruhm erlangt. Nun präsentiert er die „White La Bellas“ für Kontrabass. Ein neuer Kunststoff, dessen Verwendung im Saitenbau absolut neu sein soll und der neben klanglichen Eigenschaften auch ein angenehmes, an Darmsaiten erinnerndes Spielgefühl vermitteln soll, macht diese Neuentwicklung spannend. Ich konnte gleich vom Messestand ein Set mitnehmen und hoffe, in den nächsten Wochen die erste Lieferung zu erhalten. Der Preis fürs Set steht noch nicht fest, dürfte aber bei moderaten 245.- Fr liegen.
Bis gleich wieder mal an dieser Stelle mit einem spannenden Thema über unseren gemeinsamen Freund, den Kontrabass,
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und alle Fotos, G. Pianzola Bern 2014 Eine Abbildung zeigt eine Verpackung der Firma La Bella Inc. New York
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