Eigentlich ein unscheinbares Teil, von vielen Bassisten gar nicht richtig wahrgenommen, ist die Mechanik zum Stimmen des Basses einer der wichtigsten Bestandteile des Kontrabasses. Die Anforderungen sind wirklich hoch: die Stimmgenauigkeit, die Laufruhe, die Präzision mit der die Spindel das Zahnrad dreht und über den Wirbel die Saite in die richtige Stimmung spannt. All das muss „stimmen“, ansonsten erregt es den Unmut des Bassisten und lenkt seine Aufmerksamkeit auf diesen Teil des Basses.
Bei der Restauration dieses 160 Jahre alten Tiroler Kontrabasses überhole ich natürlich auch die Mechanik.
Zwei der dünnen Messingbleche, die die Griffplatten der Mechanik schmücken, sind verlorengegangen und müssen ersetzt werden. Ebenso sind zwei der Ebenholzwirbel unbrauchbar. In mehrere Teile zersplittert, wurden sie zu viele Male verleimt und bieten nun keine Sicherheit mehr, dem Zug der Saiten standhalten zu können. Auf meiner starken Drehbank drehe ich aus altem Ebenholz zwei neue Wirbel und poliere sie lange auf den Glanz der alten Wirbel.Alle ausgeleierten Schraubenlöcher an den Wirbelkastenwänden werden zugezapft, um einen gesunden Grund für die Schrauben zu bieten und ein vibrations- und nebengeräusch- freies Spiel auf dem Kontrabass zu gewährleisten. In jahrelanger Suche nach den kleinen Schrauben habe ich mir ein Sammelsurium von exotischen Massen zugelegt. Linsenkopf, Senkkopf, Rundkopf in Messing, Stahl und blankem Eisen, verchromt, gebräunt, geschwärzt und verbläut, in mikroskopischen Grössen und Längen füllen Sie Schublade um Schublade und helfen bei der Restauration der Stimmmechanik von alten Bässen.
Dünnes Messingblech wird in reiner Handarbeit auf die gesäuberte Grifffläche der Stimmwirbel aufgearbeitet. Dieser Arbeitsgang ist heikel und darf nicht misslingen. Das Blech verzeiht keinen Knick und muss auf sicher halten. Die Spindel und das Zahnrad sind beide die am stärksten beanspruchten Teile der Mechanik, da sie den Saitenzug von circa 30 Kilo als Reibung auf ihre Flächen übernehmen. Dementsprechend gross ist die Abnutzung, vor allem bei fehlender Schmierung. Hier hilft schon mal eine abgebrauchte Zahnbürste, den Dreck aus der Spindel zu entfernen und die „Zähne“ des Zahnrades sauber zu halten. Auch ein paar Tropfen Nähmaschinenoel wirken schon Wunder.Em Schluss wird die Mechanik zusammengebaut und alle Schrauben mit grösster Sorgfalt eingedreht. Die kleinen Masse brechen gerne ab und die Gewindereste lassen sich nur schlecht aus der Wirbelkastenwand entfernen. Deswegen schmiere ich alle Schrauben in Seife, bevor ich sie eindrehe. Auch die Wirbel schmiere ich auf ihren Laufflächen mit Seife. Ein ideales Schmiermittel für Holz. Ich verrunde noch die harten Kanten des Saitenloches im Wirbel und fertig ist die Mechanik dieses Meisterstückes. Für hoffentlich weitere 160 Jahre gestimmter Musik.
In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich…
Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer
© Copyright Text und Fotos G. Pianzola Bern 2011