Ein guter Stachel ist wichtiger für den Kontrabass als mancher Bassist denken mag. Absolut fester Sitz und genaue Ausrichtung wirken sich auf die Bespielbarkeit des Basses enorm aus.
Der Stachel muss genau in der Längsachse montiert sein. Jede Abweichung bedingt eine Gewichtsverlagerung und führt dazu, dass der Bass nicht mehr ausbalanciert steht und vom Bassisten gestützt werden muss. Das behindert den freien Lagenwechsel enorm und führt zu Verkrampfungen.
Der Stachel muss fest in seinem Sitz sein und die eingestellte Höhe unbedingt halten. Kaum vorzustellen, wenn der Bass mitten in einem Stück auf einmal nach unten rutscht.
In der Frontalachse steht der Stachel ganz leicht nach hinten. Es sind nur etwa 1 bis 2 Grad. Eine kleine Abweichung und von Auge kaum zu sehen. Doch Diese hat eine wichtige Funktion:
Erstens hilft sie zuverlässig gegen den enormen Saitenzug von circa 120 Kilo, der durch die Hängelsaite auf die Stachelbirne wirkt.
Zweitens bewirkt sie ein natürliches Anlehnen an den Körper des Bassisten, der so die Position des Basses an seinem Körper viel einfacher halten kann.
Damit der Stachel perfect sitzt, ist der Schaft der Stachelbirne konisch gearbeitet. Mit sehr teuren Werkzeugen, den sogenannten Reibahlen, wird das Stachelloch in einem exacten Konus ausgedreht und die Stachelbirne eingepasst.
Dabei achte ich immer auf die genaue, oben beschriebene Position und auch darauf, den Konus nicht zu tief auszuarbeiten. Es ist ein weit verbreiterter Irrtum, zu meinen, der Bass müsse auf dem Absatz der Birne stehen.
Denn kaum ändert die relative Luftfeuchte, verändert sich auch die Abmessung des Stachellochs und schon rattelt die Birne munter im Bass.
Dieses gefürchtete Nebengeräusche kann man gut vermeiden, indem man die Stachelbirne nicht ganz einbaut und den Druck immer auf dem Konus lässt. Es sind nur zwei, drei Millimeter, die fehlen, um die Stachelbirne vollständig einzuziehen und die Zarge auf den Absatz zu setzen.
Aber dieser kleine Trick sorgt für einen bombenfesten Sitz der Birne im Bass und verhindert auch, dass sich der Stachel, unterstützt durch den Saitenzug, aus dem Korpus lösen kann.
Das mag vielen Bassisten nun übertrieben erscheinen. Wer aber schon mal einen losen Stachel erlebt hat, weiss, wovon ich spreche und welchen Aerger man sich damit einhandeln kann.
In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich wieder mal hier, auf meinem Kontrabassblog….
mit einem schönen Gruss aus der Werkstatt, Giorgio Pianzola, Geigenbauer
© Copyright. Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola, Bern 2025